Lürbker Heimatkrippe

"Westfälische Krippenlandschaft"

Lürbke / Ein Dorf in der Zeit......

„Lürbke, ein Dorf in der Zeit“ –Die Lürbker Dorfgeschichte und  Ereignisse  aus der Vergangenheit.

Erste Siedlungsplätze sind in unserem Raum zwischen 900 – 1200 nach Christus anzusetzen. An günstigen Stellen wird der Wald gerodet und Ackerland hinzu gewonnen. Es entstehen ostwärts der Hauptverbindungsstraße dem Höhenweg von Balve über Beckum, Eisborn, Asbeck, Böingsen, Bieberhof, Spitthof nach Menden weitere Einödhöfe wie Bieberhof, Lürbke, Bremke und Berge.

Die Bieberhof-Kapelle St. Liborii von 1152 im Lürbker Jubiläumsfestzug im Jahre 2002 "850 Jahre Lürbke" ( Die Kapellenansicht wurde für die Darstellung im Festzug frei erfunden).

870 Jahre sind vergangen, seit sich die erste geschichtliche Erwähnung der Ortschaft Lürbke feststellen lässt. Im Jahre 1152 nennt eine Urkunde Heinrichs des Löwen das Vorhandensein einer Eigen- oder Hofeskapelle oberhalb des Bieberhofes  in Lürbke, gestiftet von einem Mitglied des sächsischen Herrscherhauses.  Die Urkunde berichtet, dass eine Verwandte Herzog Heinrichs des Löwen mit Namen Osterlind, diese Kapelle dem Kloster Scheda schenkte „Mit Feldern und Wäldern, Wiesen und Weiden und allem Zubehör“. Diese Kapelle, welche dem heiligen Liborii geweiht war, wurde im 30-jährigen Krieg (1618-1648) zerstört.


Die Kapelle St. Liborii in der Lürbker-Heimatkrippe neben dem Bieberhof


Zur Ortschaft Lürbke zählten ursprünglich die Siedlungsplätze Bieberhof, Lürbke, Bremke und ein Teil der Wolfskuhle.

Die aufkommende Frühindustrie im Hönnetal veränderte den bäuerlichen Charakter unserer Ortschaft. Zur Verhüttung des Eisens benötigte man große Mengen an Holz und Holzkohle.

Die Urkunde Heinrichs des Löwen mit der ersten geschichtlichen Erwähnung der Ortschaft Lürbke bzw. der Besiedlung an der Bieber



Zu den Urfamilien gesellten sich neue Leute: die Köhler. Sie kamen aus Lothringen, der Eifel und dem Hunsrück. Neue Namen tauchten auf: Oelenberg, Rademacher, Sasse, Rosenstein und viele andere. Im bäuerlichen Bereich entstanden weitere Siedlungen, die Kotten. Die neuen Einwohner lebten zunächst als Einlieger auf den Urhöfen, dann pachteten sie sich einige Morgen Land, bauten darauf ein kleines Haus – meistens ein Fachwerkhaus – und vergrößerten ihren Besitz durch Rodung. Im Hauptberuf arbeiteten sie als Köhler, schlugen die Bäume, schichteten sie zu Meilern auf und gewannen die Holzkohle.

Hof Ostermann um 1920

Um 1808 stehen 14 Häuser im heutigen Bereich der Lürbke, 3 auf der Wolfskuhle, 7 in der Bremke, 3 in der Lürbke und 1 auf dem Bieberhof in denen ca. 90 Menschen wohnten.

Noch um das Jahr 1880 betrieben mehrere Lürbker das Köhlerhandwerk. Wer vor 150 Jahren und früher, entlang der Bieber wanderte, der sah in den angrenzenden Wäldern überall Rauch aufsteigen. Er verriet die Arbeitsplätze der Köhler, die ihr hartes Handwerk ausübten und dort nur in einfachen Hütten neben ihren Kohlenmeilern hausten. 165 solcher Meilerstellen lassen sich heute noch im Raum Biebertal nachweisen. An diesen Stellen findet man noch heute Spuren der Holzkohlegewinnung. Flache runde Plätze in den Wäldern und schwarze Ringe auf frisch beackerten Feldern sind Überbleibsel dieses Köhlerhandwerks aus vergangenen Zeiten. Aus dieser Köhlertradition heraus veranstalten die Lürbker Schützen seit 1995 alle 5 Jahre die Lürbker Meilertage und gaben sich zum Dorfjubiläum im Jahre 2002 – 850 Jahre Besiedlung an der Bieber selbst den Zusatz – Köhlerdorf Lürbke. Als Erinnerung an diese Zeit erhielten die Lürbker vor ca. 25 Jahren im Dorf den Köhlerweg.

Der Schaumeilerplatz an der Lürbker Straße mit Köhlerskulptur

Mit dem Siegeszug der Steinkohle starb der Jahrhunderte alte Köhlerberuf zusehends aus.

Durch die weitere Entwicklung der heimischen Industrie im Hönnetal wurde ab ca. 1890 die Besiedlung des Raumes Lürbke dichter, man fand Arbeit beim Eisenwerk Rödinghausen ab 1890 und den Rheinisch-Westfälischen Kalkwerken in Oberrödinghausen ab 1896.

Im Jahre 1896 gingen 68 Lürbker Kinder nach Lendringsen zur Schule. Da die Lürbker Kinder teilweise Schulwege von über einer Stunde hatten, beantragten die Lürbker einen Schulbau in der Lürbke. Wie sehr die Bewohner von Lürbke bemüht waren, die Schule in ihren Ortsteil zu bekommen, geht schon daraus hervor, dass Bauer Ostermann und Land-und Gastwirt Schulte den Bauplatz stifteten und die Lürbker zusätzlich eine Summe von 1.000,-- Mark an Spenden sammelten. Am 30. Oktober 1898 konnte Lehrer Otto Götter die einklassige Schule mit 69 Kindern eröffnen.

Schule Lürbke - Lehrer mit Schüler und Schülerinnen um 1915 auf dem Schulhof

Im Jahre 1908 errichtete die Lürbker Dorfgemeinschaft auf dem Eingangsgiebel der Schule einen Glockenturm. Eine Dorfglocke wurde gekauft, die dreimal täglich     geläutet wurde und zum Angelusgebet rief. Die Glocke diente aber auch in den früheren Jahren den Arbeitern auf den Feldern und in den Wäldern zur Angabe der Tageszeit, denn eine Armband- oder Taschenuhr hatten die Arbeiter nicht. 

Getreidestiegen auf dem Feld um 1960 in Lürbke

Am 25. Juni 1938 wurde die Katholische Volksschule Lürbke aus weltanschaulichen Gründen aufgelöst – als Grund wurde Lehrermangel angeführt. Beschwerdebriefe von den Eltern der schulpflichtigen Lürbker Kinder wurden abgewiesen. Erst acht Jahre später erfuhren die Lürbker die tieferen Gründe dieser Maßnahme. In einem Handschreiben des Amtsbürgermeisters und SS-Führers Friederici lesen wir: „In der Lürbke wohnt ein Volk, das dem NS-Gedanken nicht zugänglich ist. Sie schicken ihre Kinder in die katholische Volksschule…“. In der großen Einheitsschule, so glaubten die nationalsozialistischen Stellen, würden die Kinder schneller geistig uniformiert. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde die Schule als Gefangenenlager eingerichtet.  Im Oktober 1939 zogen 30 Polen, später 60 Franzosen als Gefangene ein.

Ehemaliges Hinweisschild zum Kriegsgefangenenlager "Lürbke" an der Straße vor der Schule

In den beiden Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts haben zahlreiche Lürbker ihr Leben gelassen. Im 1. Weltkrieg 1914-1918 beklagten die Lürbker sieben Gefallene und einen Vermissten und im 2. Weltkrieg 1939-1945 neun Gefallene und drei Vermisste.

Lürbker Schule - 1960er Jahre

Nach dem zweiten Weltkrieg galt es, das materielle und seelische Chaos zu beseitigen, das öffentliche Leben neu zu ordnen, den Menschen wieder Hoffnung und echte Freude zu schenken und das Erlebnis edler dörflicher Nachbarschaft und Gemeinschaft zum Bewusstsein zu bringen.  In diese Zeit fiel auch der Kampf der Eltern von schulpflichtigen Lürbker Kindern, um die Wiederaufnahme des Schulunterrichts der katholischen Volksschule Lürbke. Durch Anträge an den Oberpräsidenten in Münster erreichten sie die Genehmigung zur Aufnahme des Unterrichts. Aber damit war das Schulgebäude noch nicht bezugsfähig. Der Tatkraft der Lürbker Bürger war es zu verdanken, dass das total verkommene Gebäude wieder hergerichtet wurde und am 20. August 1946 der Schulbetrieb durch den Lehrer Karl Hunger wieder aufgenommen werden konnte. Im Jahre 1955 erhielt die bisher nur aus einem Klassenraum bestehende Schule einen Anbau. Es entstand somit ein Nebenraum für Handarbeit und Werken.

Im Zeichenuntericht 1961 in der Lürbker Schule erstellt.

22 Jahre konnte erneut in dieser Schule segensreich gewirkt werden. Sie war nicht nur der Schulische, sondern auch der kulturelle Mittelpunkt des Dorfes. Dann kam unerwartet das endgültige „Aus“. Durch die Schulreform des Landes Nordrhein-Westfalen mussten alle kleinen Schulen schließen. Das traf 1968 auch für die Lürbker Schule zu, ein Trauertag für das ganze Dorf.

Die im Jahre 1946 erreichte Wiederaufnahme des Unterrichts in der katholischen Volksschule und die dadurch wiedergewonnene Gemeinschaft der Lürbker nach dem zweiten Weltkrieg erweckten den Wunsch nach der Gründung eines Vereins, der auch die Interessen der Lürbker nach innen und außen vertritt. Die Verbundenheit zur Kirche und damit zu Werten wie Glaube, Sitte, Heimat mündete folgerichtig in die Gründung einer Schützenbruderschaft. So trafen sich am 8. August 1948 – 32 Lürbker Männer im Gasthof „Waldschlösschen“ bei Schulte zur Gründungsversammlung. Es wurde ein Vorstand gewählt und vom 13. bis 15. September 1948 feierte man das erste Schützenfest auf der Wiese bei Grohs an der Bieber.

Die St. Hubertus Schützenbruderschaft Lürbke gestaltet das Vereinsleben nach einem festen Jahresprogramm, bekümmert sich aber auch um die öffentlichen Belange der Lürbke. Sie nimmt an allen besonderen Anlässen und Ereignissen im Leben ihrer Schützenfamilien ehrend und gedenkend Anteil und pflegt eine gute Nachbarschaft zu den übrigen Bruderschaften und Schützenvereinen der Stadt Menden und darüber hinaus.

Zwei große Aufgaben hat die Bruderschaft angepackt und zum Wohle der Ortschaft Lürbke erfüllt: Den Bau der St. Hubertus-Kapelle in den Jahren 1950 bis 1952 und den Ankauf des alten Schulgebäudes im Jahre 1978 von der Stadt Menden und den Um- und Erweiterungsbau der alten Dorfschule zum Hubertusheim. Zuvor errichtete sie eine kleine Waldkapelle auf dem alten Steinbruch, unter der die Festgottesdienste am Schützenfestmontag stattfanden, erweiterte sie dann aber zu einer würdigen Gedenkstätte für die Gefallenen.

Im Jahre 1949 wurde der Spielmannszug Lürbke gegründet – er spielte im Jahre 1950 zum ersten male dem Lürbker Festzug voran. Der Spielmannszug Lürbke ist ein eigenständiger Verein, der sich eng mit unserer Bruderschaft verbunden fühlt. So werden gemeinsam verschiedene Feste besucht und gestaltet.

St. Hubertus Kapelle Lürbke

An dieser Stelle noch eine kurze Schilderung zum Bau der St. Hubertus-Kapelle im Jahre 1952, dem größten Ereignis der Lürbker Dorfgeschichte. Bereits im Jahre 1946 wurden in der Lürbke Gespräche über ein eigenes Gotteshaus geführt. Im Sommer 1947 wird der faden weiter gesponnen, als Herr Dechant Meierfrankenfeld anlässlich eines Vortrages über Rom in Lürbke weilt. Seine Meinung: „Den Plan, hier eine Kapelle zu bauen, habe ich schon lange, aber die Kirchengemeinde Lendringsen besitzt in Lürbke keinen Bauplatz“. Die Schützenbruderschaft St. Hubertus Lürbke, Trägerin des Bauvorhabens der Lürbker Kapelle, gründet als Nebenabteilung den Kapellen- Bauverein – Lürbke. Die Schützenbrüder Rademacher und Rohmann/ Osterhaus stellten einen Platz für die Kapelle kostenlos zur Verfügung, den das Kreisbauamt, als besten Standort für die Kapelle vorgeschlagen hatte. So hat die Kapelle wohl den schönsten Platz im Ort erhalten. Architekt Vedder legte einen Bauplan vor, der die Zustimmung des Kapellenbauvereins und der Behörden fand. Am 10. Juni 1951 fing die Firma Kröger zu bauen an. Wer eine Kirche bauen will, der braucht viel Geld. Und so zogen die Lürbker los, um Bausteine und Lose zu verkaufen, oder Spenden zu erbitten und selbst opfern, dieser den Erlös eines Schweines oder einer Kuh, jener schwer verdientes bares Geld. Manche DM war sicher schon für andere Zwecke bestimmt. Aus Verzicht wurde Opfer. Am 29. November 1951 fand das Richtfest statt. Es waren genau 800 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung einer Kapelle an der Bieber vergangen, als am 17. August 1952 die Lürbker Kapelle durch Herrn Dechant Meierfrankenfeld eingeweiht wurde. Die Lürbker Kapelle zeichnet sich durch die harmonische Anpassung an die Landschaft und saubere und weihevolle Gestaltung des Innenraumes aus. Nach der Fertigstellung wurde die Lürbker Kapelle der Kirchengemeinde St. Josef Lendringsen übereignet. Die Kirchengemeinde St. Josef Lendringsen – allen voran unser Schützenpräses der Bruderschaft, Herr Pastor Rupert Bechheim – hat im Jahre 1991 die St. Hubertus Kapelle von Grund auf liebevoll renovieren lassen. Es wurde eine Pfeifenorgel angeschafft, und durch Schützenbrüder ein  elektronisches Läutewerk für die Glocken hergestellt und eingebaut. Unsere Lürbker Kapelle, ein Gotteshaus auf historischem Grund, ist nicht nur das Gotteshaus aus Stein; sie ist für uns Menschen ein Stück geistige Heimat, sie ist Sinnmitte unserer Gemeinschaft.


Blick über das Biebertal in Lürbke












An dieser Stelle eine kurze Übersicht über unsere politische Zugehörigkeit in den letzten 1000 Jahren.

Vor 1180 gehörte unser Heimatgebiet zum Herzogtum Sachsen, von 1180 bis 1803 zum Kurfürstentum Köln; von 1803 bis 1815 zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt; von 1815 - 1946 zu Preußen; von 1946 - heute zum Lande Nordrhein- Westfalen.